Wir alle sehen anders aus, unsere Nasen, Ohren, Lippen unterscheiden sich - und so auch unsere Brüste. Und das ist vollkommen in Ordnung, ja, soll sogar so! Wie langweilig wäre es denn, wenn alles gleich wäre. Nichtsdestotrotz gibt es kaum eine andere Körperstelle, die mit soviel Unsicherheit einhergeht wie die Brust und das damit verbundene Nippelpiercing. Aus diesem Grund ist uns ein achtsamer und emphatischer Umgang damit besonders wichtig. Wir nehmen eure Gefühle diesbezüglich sehr ernst, wissen wir doch auch selbst, wie sich das anfühlt. Wer ist schon mit allem 100% happy? Hier kannst Du übrigens auch nochmal unseren Beitrag zum Selbstempowerment durch Körperschmuck lesen.
Deswegen versuchen wir das auch so locker und lustig wie möglich zu gestalten, vermeiden Übergriffigkeiten und setzen auf offene Kommunikation, damit Du Dich so frei wie nur möglich fühlen kannst.
Anatomie der Brust
Die Brust besteht aus Fett- und Drüsengewebe, sowie Bindegewebe. In der Brust selbst ist kein Muskelgewebe vorhanden, der Brustmuskel sitzt unter diesem Bereich.
Die Größe und Form der Brust (auch bei Männern) sind unterschiedlich, dennoch sind sie genetisch festgelegt, allerdings beeinflussen verschiedene Faktoren die Entwicklung, wie bspw. Alter, Schwangerschaften, Gewicht, etc.
Das milchproduzierende Gewebe, also die Milchdrüse, ist ein fester, abgeplatteter Körper, der aus 15-20 Drüsenläppchen besteht, die durch einen Milchgang mit der Brustwarze verbunden sind. Durch diese wird die Milch in die Milchsäckchen im Nippel transportiert und schließlich an das Kind abgegeben.
Platzierung des Brustwarzenpiercings
Der Schmuck soll in der Brustwarze sitzen, nicht im Warzenvorhof.
Der Warzenvorhof ist ebenso wie die Brustwarze durch verschiedene Reize veränderbar: Kälte, Wärme, Erregung. Im Gegensatz zur Brustwarze, die eine Art Schwellung durchlebt und sich mehr aufrichtet, kann das Gewebe im Vorhof in verschiedene Richtungen verhärten. Das habt ihr vielleicht schon mal gesehen, dass der Bereich um die Brustwarze selbst ganz runzelig, das Gewebe verdreht sich förmlich in erregtem Zustand. Bei Entspannung wird das Gewebe dann wieder weich.
Ein Nippelpiercing, welches nun in diesem Bereich sitzt, 'nagelt' das Gewebe sozusagen fest und es entsteht bei Schwellung ein massiver Druck, was zu Schmerzen, Entzündungen und auch Narbenbildung führen kann.
Je nach Anatomie sind auch doppelte Nippel Piercings möglich und auch die Wahl der Winkel ist variabel, allerdings kann es gerade bei der weiblichen Brust zu Veränderungen im Erscheinungsbild kommen und sich die Winkel mit der Zeit anpassen, bspw. kann ein diagonal gestochenes Piercing mit den Jahren eventuell wieder horizontal werden; oder ein horizontales kann sich mit Veränderung des Brustmuskels nochmal leicht neigen.
Die menschliche Brust ist ein Körperteil, welches generell sehr dynamisch sein und starken Veränderungen unterliegen kann, was die Ästhetik des Brustwarzenpiercings keinesfalls schmälert!
Auch der Nippel an sich kann sich verändern und etwas breiter werden. Dies passiert übrigens regelmäßig durch hormonelle Schwankungen, also im Zeitraum des Zyklus beispielsweise, was zu einer vermehrten Durchblutung des Areals führt und zur Anschwellung der Brust generell und der Brustwarze speziell führt.
Wichtig ist, dass der Stab, der eingesetzt wird, dick genug ist, also mindestens 1,6mm; und natürlich auch lang genug. Hierzu kannst Du auch gerne nochmal unseren Blog zur passenden Größe von Piercingschmuck lesen.
Natürlich ist auch hier der Gewindetyp und das Material bezüglich des Erfolgs ausschlaggebend!
Die Pflegeanleitung findest Du hier.
Übrigens ist der Nippel bei Männern meist kleiner ausgeprägt und bedarf immer einer Begutachtung, ob auch genug Gewebe vorhanden ist, um das Piercing in der Brustwarze stabil zu halten.
Schlupfwarzen und Nippelpiercings
Jeder Mensch, jeder Körper, jede Brust und auch jeder einzelne Nippel ist unterschiedlich geformt und verfügt über seine ganz eigene Anatomie.
So gibt es auch Brustwarzen, die nach innen gerichtet sind, ob von Geburt an oder erst im Laufe des Lebens entwickelt, sind das Nippel, die sich nach innen wölben und je nach Person auch durch Reize gar nicht rauskommen oder eben auch erst dann. All das ist völlig natürlich und 'normal' und genauso schön wie 'normale' Nippel.
Wenn Schlupfwarzen durch Impulse wie Kälte oder Berührung 'nach draußen' kommen, steht einem Piercing meist nichts im Wege und dieses wird sie auch im entspannten Zustand davon abhalten, sich wieder nach innen zu stülpen, allerdings ist der Grad natürlich immer von der eigenen Anatomie abhängig.
Sollten sie allerdings keinem Reiz nachgeben, ist es immer eine individuelle Entscheidung, ob nun gepierct werden kann. Oftmals geht es nicht, in einzelnen Fällen ist es dennoch möglich. Da sollte allerdings eine längere Abheilungszeit einkalkuliert werden, da sich nach innen wölbende Nippel einen ganz anderen Druck auf das Piercing ausüben können; auch Migration, also das Herauswachsen des Brustwarzenpiercings, kann eine Konsequenz sein.
All dies sollte immer ehrlich und transparent besprochen werden, damit die Risiken abschätzbar bleiben.
Nippelpiercings und operierte Brüste
Brüste können aus den unterschiedlichsten Gründen operativ verändert sein, sei es aus kosmetischen Gründen, medizinisch indizierten oder auch als geschlechtsangleichende Maßnahme.
Was all diese Gründe im Bezug auf ein Piercing in der Brustwarze haben ist, dass eine entsprechende Wartezeit unabdingbar ist. Mindestens ein Jahr, manchmal auch deutlich länger, ist obligatorisch, bevor die Brustwarze gepierct werden kann.
Bei Operationen kann der Nippel an eine neue Stelle versetzt werden und vielleicht auch völlig neu angeordnet werden, Narbengewebe kann drumherum oder mitten hindurch entstehen, all dies sind Gründe, um mit Geduld an alles heranzugehen, denn gerade die Narbenbildung kann zu einem verringerten Blutfluß führen und kann die Heilung schwierig bis unmöglich machen.
Auch kosmetische Eingriffe können sich auf ein Nippelpiercing auswirken, sollte das Implantat zu viel Druck auf dieses ausüben.
Nichts davon muss zutreffen und ein Piercing in der Brustwarze ist problemlos möglich, aber eben auch alles davon kann zu Problemen führen, weswegen ein offenes Gespräch zwischen Dir und Deiner*m Piercer*In wirklich sehr wichtig ist.
Stillen und Brustwarzenpiercings
Eine der häufigsten Fragen, die im Zusammenhang mit einem Nippel Piercing kommen, ist die, ob Stillen danach problemlos möglich ist.
Die Antwort ist: in der Regel ja.
Am Anfang habe ich hier eine kleine Einführung in die Anatomie gegeben und bin auch auf den anatomischen Weg, den Muttermilch zurücklegen muss, eingegangen.
Zuerst: Die Milchdrüse an sich wird nicht beschädigt, da diese unterhalb der Brustwarze selbst liegt, es kann allerdings dazukommen, dass ein bis zwei Milchsäckchen, die mit Milchgängen verbunden sind beschädigt werden können und somit ausfallen - das übernehmen dann die verbliebenen. In dem Fall kann schlicht die Menge der abgegebenen Milch variieren und ggf. etwas weniger sein.
Sollte es in diesem Bereich zu starker Vernarbung kommen, kann dies auch nochmal einen deutlich größeren Einfluss auf die Milchmenge haben. Im Gegenzug kann es übrigens auch einen größeren Milchfluss geben, wenn die Piercings gut abgeheilt sind - denn sie sind ja eine größere Öffnung, durch die zusätzlich Milch fließen kann. Die Thematik der Vernarbung ist in diesem Fall wirklich wichtig, damit es später keine Probleme gibt, deswegen ist es auch unglaublich wichtig, guten (!!) Schmuck zu tragen, denn auch schlechte Qualität kann Vernarbungen hervorrufen und verstärken.
Gerade das üblich verkaufte Chirugenstahl im Piercingbereich enthält Nickel, was zu einer allergischen Reaktion führen und die Vernarbung hervorrufen kann.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der zu beachten ist, dass die Kugeln oder Steinchen sich locker drehen oder ziehen lassen können, wenn ein Säugling an der Brust trinkt und die Gefahr des Verschlucken und ernstlicher Verletzung ist sehr groß, weswegen der Schmuck entweder permanent oder zum Stillen selbst herausgenommen werden muss.
Das regelmäßige Rein- und Rausmachen des Schmucks ist bei einem gut abgeheilten Piercing und Schmuck ohne Außengewinde meist machbar, allerdings ist es natürlich immer ein gewisser Aufwand. Oftmals ist es am einfachsten, den Schmuck über die Stillzeit komplett herauszunehmen - bei einem langjährig getragenen und gut abgeheilten Nippel Piercing ist es meist möglich, es danach wieder einzusetzen. Der Stichkanal zieht sich zwar etwas zusammen, aber im Piercingstudio selbst ist es meist kein Problem, es leicht aufzudehnen und wieder einzusetzen.
Abgesehen davon kann es auch vorkommen, dass Babys an der Brustwarze so kräftig saugen oder beißen, dass diese auch wund und empfindlich werden kann und ein Einsetzen und Herausnehmen auf Dauer zu unangenehm ist.
Nippelpiercings sind optisch und auch fürs Selbstwertgefühl ein wahrer Booster - jede Brust, sofern genug Gewebe vorhanden ist, kann dieses Piercing tragen. Keine Brust muss apfelrund oder superstraff sein, wir freuen uns über all eure Diversität bezüglich eures Körpers, die völlig normal und absolut wunderschön ist, und wollen euch einen safe space schaffen, in dem ihr euch dieses wunderschöne Piercing ganz ohne Unwohlsein stechen lassen könnt.
Wir freuen uns auf euch!
FAQ: Kann sich jeder ein Nippelpiercing stechen lassen? Nein, die Anatomie muss gegeben sein. Aber bei den meisten stellt es keine Probleme da! Wie weh tut ein Nippelpiercing? Piercings in den Brustwarzen zählen doch zu den schmerzhafteren Piercings und können doch ordentlich ziehen. Nichtsdestotrotz sind das auch nur 1-2 Sekunden und das Piercing ist durch! Wieviel kosten 2 Nippel Piercings?
Bei uns kostet das Stechen jeweils 45 Euro, der Schmuck geht ab 20 Euro los. Und das dann mal zwei :) Wie schlimm sind Nippelpiercings?
Für 1-2 Sekunden tut es schon ordentlich weh, aber in der Abheilung sind diese Piercings meist super unkompliziert und entspannt!
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