Im Wirrwarr der verschiedenen Maßen von Piercingschmuck ist es gar nicht so einfach, die richtige Größe zu finden, v.a. für jemanden, der nicht täglich damit hantiert.
Aus diesem Grund ist der Gang zum professionellen Piercingstudio ratsam, denn ja: auf die Größe kommt es an, und das nicht nur bei abgeheilten Piercings.
Dazu könnt ihr gerne mal auf unseren Blog zum Thema Schmuckwechsel spitzen.
Größe referiert im Bereich Piercing auf verschiedene Dinge, nämlich einmal die Dicke, die Länge oder den Durchmesser.
Die Größe des gewählten Schmucks ist besonders bei frischen Piercings weniger aus dem ästhetischen Aspekt heraus zu treffen, sondern viel mehr aus Gründen des Komforts. Komfort bedeutet in diesem Kontext, dass es die optimalen Bedingungen für eine Heilung schafft. Wenn ihr das nächste Mal gepierct werdet, achtet doch mal darauf, wie sich das an eurem Ersteinsatz widerspiegelt.
Wichtig ist in dem Fall folgendes:
genügend Raum für die Schwellung und bequemes Reinigen
keine Druckausübung auf dem Stichkanal
oftmals Labret, bevor ein Ring eingesetzt werden kann
Diese Punkte sind essentiell für einen Heilungsverlauf, der möglichst komplikationsarm gehalten werden soll - natürlich zu euren Gunsten.
Denn alles davon kann einen positiven (und auch negativen) Einfluss auf den Heilungsverlauf haben.
Nichtsdestotrotz sind die Zeiten der einfachen Kugel auf einem frischen Piercing vorbei, im hochqualitativen Bereich gibt es unzählige Möglichkeiten, um ein frisches Piercing - und dieses auch über den Heilverlauf hinweg - wunderschön zu schmücken.
Allerdings funktionieren nicht alle Wünsche direkt, aber mit der Zeit steht dem Wunschschmuckstück (meist) nichts mehr im Wege!
Die natürliche Konsequenz von neuen Piercings: Schwellung
Jede Person, die bereits ein Piercing bekommen hat, ist mit dem Umstand vertraut: das neue Piercing schwillt in der Regel erst einmal an. Das ist auch eine ganz und gar natürliche Reaktion unseres Körpers im Umgang mit einer Wunde.
Die Stelle um den Einstich wird dicker, rötet sich und zeigt somit deutlich den Beginn der Wundheilung an. Aus diesem Aspekt heraus arbeiten wir bei neuen Piercings immer mit längeren Stäben oder größeren Durchmessern, um eben jene Schwellung einzukalkulieren und auch, um der Sekretabsonderung genügend Raum zu geben, um abfließen zu können. Aus diesem Grund ist beispielsweise der kleine, feine Ring in der Nase oder dem Helix anfangs nicht möglich, auch wenn das Abheilen mit einem Ring nicht unmöglich ist. Aber es ist anspruchsvoll, lange und mühsam und der Ring ist weit weg von klein und zierlich.
Standardmaße existieren nicht.
Die Auswahl der Länge basiert auf Deiner individuellen Anatomie, wobei es natürlich gewisse Richtmaße gibt, in deren Umlaufbahn sich die richtige Länge befindet. Es ist eher unwahrscheinlich, ein frisches Helix mit einem 6mm Stab zu besetzen, allerdings ist von 7-9mm alles drin, je nachdem, wie dick der Knorpel ist.
Bei einem Daith ist es zB eher nicht ratsam, den Durchmesser zu klein zu wählen und im Bereich von 10mm Durchmesser zu arbeiten.
Auch sind die Menge der Piercings eine Komponente, die beachtet werden muss, bei einem Doppel-Conch nutzt sich ein slightly längerer Stab als üblich besser, da die Schwellung doch größer werden kann als bei einem; genauso wie bei mehreren Piercings an einem Ohr.
Was ebenfalls die Länge des zu wählenden Schmucks beeinflusst ist die unique Neigung des individuellen Körpers bezüglich Schwellung. Neigt Dein Körper generell mehr dazu, oder vielleicht eher weniger? Welche Erfahrungen sind vielleicht im Laufe Deiner Piercings gesammelt worden, die uns am Ende zum Millimeter mehr oder weniger greifen lassen.
Ein letzter Punkt, der vielleicht (hier) gar nicht so im Fokus steht, ist das Klima. In Deutschland haben wir eher mildes, kühles Klima, was zu generell weniger Schwellung führt - aber in heißen Klimazonen sieht das doch wieder völlig anders aus und Schwellungen dehnen sich weiter aus. Wer in einem Land lebt, das über verschiedene Klimazonen verfügt, wie zB die USA, hat damit deutlich mehr Kontakt.
So kann auch Deine Urlaubsreise die Länge Deines Stabs beeinflussen, weswegen es generell immer klug ist, die kommenden sechs Wochen nach Deinem Piercingtermin die Klimazone nicht zu wechseln oder schließ Dich mit Deine*r Piercer*in vorher kurz, damit das bedacht werden kann.
Dennoch: auch ZU lang ist nicht die Lösung des Rätsels, denn so eine Antenne schafft oft mehr Probleme als sie Nutzen hat. Hier zählt einzig und allein euer individueller Körper.
Im Mundbereich ist die richtige Länge bei abgeheilten Piercing, um Zähne und Zahnfleisch so gut wie möglich vor Schädigungen zu bewahren, unglaublich wichtig. Je mehr Länge zur Verfügung steht, desto schneller stoßen Stab oder Aufsatz an die Zähne oder sind Impuls für Spielerei mit dem Piercing. Gerade Oralpiercings sind essentiell davon betroffen, dass auf die korrekte Länge geachtet wird, da es in diesem Fall um gravierende Schädigungen im Mundbereich gehen kann.
Die Qual der Wahl: Aufsätze für den perfekten Look
Ihr ahnt es bereits und ja! Auch die Wahl der Aufsätze ist nicht ganz unwichtig, egal ob abgeheiltes oder neues Piercing.
Im Spektrum des Piercingschmucks gibt es von teeny tiny Aufsätze bis hin zum ausladenden Stück eine unglaubliche Bandbreite und mit entsprechender Qualität ist auch fast alles als Ersteinsatz geeignet.
Die Betonung liegt da natürlich auf "fast", denn manche Schmuckstücke sind in der Tat so groß und schwer und vielleicht auch noch mit Kettchen verbunden, dass ein frischer, weicher Stichkanal sie nicht stabil halten kann und er sich mit verformen kann. Auch die Pflegeroutine muss etwas hingebungsvoller gestaltet sein, denn die bedeckte Fläche muss auch von Sekret, Talg und Hautzellen befreit werden, was durchaus etwas herausfordernd sein kann.
Nichtsdestotrotz heißt das im Umkehrschluss nicht, dass große Aufsätze generell nicht möglich sind, es gibt eben nur ein paar Punkte zu beachten, z.B. sollte ein Downsizing bei einem schweren Aufsatz auf jeden Fall durchgeführt werden, und die oben genannten Hinweise sind essentiell für euch als Kund*Innen, wenn ihr auswählt. Dennoch sind wir als Piercer*Innen immer in der Verantwortung, euch abzuraten, wenn etwas keinen Sinn macht oder noch mehr: anatomisch gar nicht passt und somit nicht funktioniert.
Im Beratungsgespräch oder spätestens vor dem Stechen selbst sollte die piercende Person unbedingt das Areal anschauen und abschätzen, was funktioniert und was nicht. Onesize funktioniert in diesem Business (wie in den meisten anderen ebenfalls nicht!) nicht. Manchmal reicht ein kurzer Blick, manchmal wird schon während des Gesprächs abgespannt und manchmal müssen wir etwas tasten und fühlen, was möglich ist und was nicht, aber IMMER sollte eine Begutachtung der Stelle stattfinden.
Übrigens sind super kleine Aufsätze auch nicht immer geeignet, können sie sich doch in einem weichen Stichkanal einsinken und zu großen Problemen führen.
Oftmals sind sehr kleine Schmuckstücke für ein gut abgeheiltes Piercing besser geeignet, da der Stichkanal stabil ist, aber auch das ist keine one size fits all - Garantie.
Aufsätze, die an die zu piercende Stelle nicht passen und dadurch zu groß sind, können Druck auf den Stichkanal ausüben, was wiederum auch dann noch zu Ärgereien führen kann, selbst wenn das Piercing schon einige Jahre abgeheilt ist. Gerade Knorpelpiercings können auch dann noch sehr ungnädig reagieren.
Die Schmuckauswahl ist ein deutlich komplexeres Thema als vielleicht anfangs gedacht, geht es doch um Produkte, die ihr auf Dauer in eurem Körper tragt. Wenn ihr euch unsicher seid, welcher Piercing Schmuck nun zu euch und eurer Anatomie passt, dann besucht das Studio eures Vertrauens und lasst euch beraten!
Ihr solltet euch das auf jeden Fall wert sein, und: never settle for less!
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