Das Septum ist eines der schönsten und gleichzeitig easy going Piercings, die es gibt.
Die Schmuckmöglichkeiten sind schier grenzenlos und der eigenen Vorstellung (fast) keine Grenzen gesetzt.

Beim Stechen selbst stellt sich jedoch immer wieder heraus: gar nicht mal so einfach.
Die Anatomie der Nase ist grundlegend unterschiedlich oder kann durch eine OP nochmal ein Stück mehr herausfordernder sein, weswegen jede einzelne Nase eine neue Challenge darstellt. Nicht umsonst kursiert in der Piercing Industrie Ryan Ouellettes famoses Zitat: Septum, where skill meets luck. Zu deutsch: Wo Können auf Glück trifft.
Der Erfahrungsschatz machts also und das ist tatsächlich so: die korrekte Einschätzung und präzise Platzierung macht den Unterschied und ist die Basis für ein gut sitzendes und entspannt abheilendes Piercing.
Anatomische Platzierung des Septum
Das Septum sitzt in der Nasenspitze, speziell in einem weichen Bereich am oberen Ende der Nasenscheidewand. Vielleicht habt ihr den Begriff sweet spot schon mal gehört, so bezeichnet sich spartenintern der Bereich, in dem das Septum sitzt.

Anatomisch korrekt heißt es Flügelknorpel (cartilago alaris major) denn ja, der Teil wird fälschlicherweise (auch von mir schon!) als Schleimhäutchen bezeichnet, ist jedoch ein weicherer, flexiblerer Knorpelpart. Durch seine Flexibilität erlaubt er der Nasenspitze eine gewisse Bewegungsfreiheit - ihr könnt das gerne ausprobieren: Finger auf die Nasenspitze und hin und her bewegen. Der obere Teil gleitet weich und widerstandslos mit, während das Nasenseptum fest und starr bleibt.

Wie oben bereits erwähnt sind unsere Nasen individuell geformt, es gibt leichte Abweichungen und auch durchaus schwerwiegendere. Beispielsweise kann auf der einen Seite mehr Knorpel sein, die Nasenscheidewand ist krumm (also auch das, was operativ korrigiert wird, um die Atmung zu erleichtern), die Nasenlöcher sind sehr ungleich oder die Nase war gebrochen: all dies kann es enorm erschweren, ein Septum zu stechen und tatsächlich kann eine sehr anspruchsvolle Anatomie auch dazu führen, dass es nicht auf den ersten Versuch hin funktioniert und es mehr als one try braucht, um das Piercing korrekt zu setzen. In solchen Fällen kann die Optik auch etwas anders ausfallen. Der Schmuck kann auf einer Seite mehr sichtbar sein als auf der anderen wegen der anatomischen Gegebenheiten.
Septumpiercing und OPs
Nach einer Nasen-OP ist ein Septum durchaus möglich, allerdings nicht zu 100%. Auch dies muss wieder vor Ort abgetastet und individuell bewertet werden. Abhängig ist es davon, wieviel und wie weit harter, hyalinier Knorpel zur Rekonstruktion in den Nasenspitzenbereich gesetzt wird.
Die Wartezeit, bevor gepierct werden kann, sollte mindestens ein Jahr post OP sein.
Piercingschmuck und Septum
Initial bevorzugen wir im Studio das klassischen Circular Barbell oder Hufeisen genannt: ein Ring, der mit zwei Kugeln geschlossen wird.

Dieser ermöglicht ein weniger invasives Eingreifen, sollte eine größere, unerwartete Schwellung auftreten, dennoch sind auch alle anderen Varianten möglich: Ball Closure Ring, Clicker, Seamless, etc.
Anfangs ist ein gewisser Durchmesser wichtig, damit die Schwellung ausreichend Platz hat und nichts am Gewebe stört, nach einer recht schnellen Abheilungsdauer ist das Piercing auch mit einem kleinen, eng sitzenden Ring zu verzieren. Wichtig: Durchgehende Ringe ohne Verzierung eignen sich nicht für den Ersteinsatz, können die kleinen Scharniere oder schließenden Stellen bei einem Seamless für Irritationen sorgen,
Last but not least
Wir weisen bei der Aufklärung gerne nochmal auf einen kleinen Sideffekt hin: Das Septumpiercing kann einen bestimmten Geruch aufweisen, wenn es z.B. bewegt wird. Da
das Piercing direkt IN der Nase sitzt, ist es nur natürlich, diesen Geruch intensiver wahrzunehmen.

All in kann gesagt sein: Ein Septum ist, wenn es richtig gemacht wird, ein relativ entspanntes Piercing, beim Stechen sowie in der Abheilung. Diese gestaltet sich meist recht kurz (um die drei Monate) und mit wenig Aufwand verbunden.
Entgegen der Meinung einiger Eltern eignet sich ein Septum oftmals deutlich mehr als Einsteigerpiercing als z.B. ein Helix, denn selbst, wenn es irgendwann herausgenommen werden sollte, sind keine Narben zu sehen und bei richtiger Schmuckwahl kann es nach Bedarf nach oben "geklappt" werden und steht somit auch konservativeren Berufen nicht im Wege.

FAQ: Wie sehr schmerzt ein Septum? Da das Septum in dem hauchdünnen Knorpel in der Nasenspitze sitzen soll, ist der Schmerz beim Stechen eigentlich ziemlich erträglich bis hin zu total entspannt. Auch die Abheilung gestaltet sich als sehr unkompliziert.
Wie gefährlich ist ein Septum? Wie jedes Piercing geht mit dem Stechen eine Verletzung der Haut einher, die als natürliches Schutzschild gegen Keime, Viren und Bakterien dient. Allerdings ist in der Regel von keiner größeren Gefahr auszugehen, sofern man sich an die Anweisungen des Studios hält und eine gute Pflegeroutine entwickelt.
Wie lange dauert es bis das Septum verheilt ist? In der Regel geht es extrem schnell und eine komplette Abheilung ist oft schon nach ungefähr drei Monaten passiert, natürlich können die Zeiten bei jeder Person individuell variieren.
Warum stinkt das Septum? Jedes Piercing kann durch Ablagerungen von Talg und abgestorbenen Hautzellen einen Geruch aufweisen, beim Septum ist es eben nun der Fall, dass es direkt in der Nase sitzt und praktisch direkt am Riechzentrum ist, weswegen der Geruch - oftmals überwiegend während der Heilungsphase - intensiver wahrgenommen wird.
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